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    Mobbing am Arbeitsplatz

    Carsten Burfeind, Mobbing am Arbeitsplatz, Springer 2020 (Amazon-Link).

    Der Begriff „Mobbing“ stammt ursprünglich aus dem Englischen Wort „to mob“, was so viel bedeutet wie „angreifen“ oder „bedrängen“.

    Er hat seinen Ursprung in der Verhaltensforschung. 1963 beschrieb der Verhaltensforscher Konrad Lorenz in seinem Buch „Das sogenannte Böse“ (1963) das Phänomen, dass mehrere schwächere Tiere gemeinsam einen stärkeren Gegner vertreiben, etwa Gänse, die einen Fuchs angreifen.

    Peter-Paul Heinemann, ein schwedischer Arzt, übertrug den Begriff 1969 erstmals auf menschliche Gruppen, Kinder auf dem Schulhof, die eine Person ausgrenzen oder angreifen, weil sie sich von der Norm unterscheidet („Mobbning – Gruppvåld bland barn och vuxna“, 1969).

    Die heutige Bedeutung des Begriffs und die Übertragung auf die Arbeitswelt geht maßgeblich auf den deutsch-schwedischen Psychologen Heinz Leymann zurück. Er erforschte Mobbing in der Arbeitswelt und machte es als ernstzunehmendes Problem bekannt („Mobbing – Psychoterror am Arbeitsplatz“, 1993).

    Eine kurze Zusammenfassung aus meinem Buch:

    • Konflikte vs. Mobbing

      Konflikte entstehen aus Meinungsverschiedenheiten unter gleich starken Parteien und sind zunächst sachbezogen.

      Mobbing hingegen ist ein systematischer Prozess der Schikane, Drangsalierung und Ausgrenzung, der zu einem Machtungleichgewicht führt oder ein solches verstärkt.

      "Mobbing ist ein Prozess, in dem eine Person systematisch, häufig und über einen längeren Zeitraum von einem Menschen oder einer Gruppe von Menschen z. B. schikaniert, drangsaliert, benachteiligt oder ausgegrenzt wird und es so zu einem Machtungleichgewicht kommt oder ein solches verstärkt wird." (Burfeind, S. 10)

    • Mobbingdynamik

      Mobbing beginnt oft mit einem Konflikt, der eskaliert und sich personalisiert.

      Die Zielperson wird stigmatisiert und sozial isoliert.

      Mobbinghandlungen werden häufig bagatellisiert und als nicht so gemeint dargestellt.

      "Je verzweifelter sich das Opfer wehrt, desto enger zieht sich die Schlinge." (Litzcke et al., S. 109)

    • Ursachen von Mobbing

      • Organisationale Faktoren: Unsicheres Führungsverhalten, unklare Aufgabenverteilung, unzureichende Kommunikation, hohe Arbeitsbelastung, Umstrukturierungen.
      • Persönlichkeitsmerkmale der Verursacher: Narzisstische Persönlichkeitsstruktur, geringes Selbstwertgefühl, mangelnde Empathie.
      • Persönlichkeitsmerkmale der Zielperson: Geringes Selbstwertgefühl, soziale Anpassungsprobleme, auffällige äußere Merkmale.

      "Problematisch sind nicht Veränderungen und Umstrukturierungen [...], sondern der innerbetriebliche Umgang damit." (Burfeind, S. 21)

    • Folgen von Mobbing

      • Betroffene: Psychische und psychosomatische Erkrankungen (z.B. Depressionen, Angststörungen, Schlafstörungen), sozialer Rückzug, finanzielle Probleme.
      • Organisation: Leistungsverlust, hohe Fehlzeiten, schlechtes Betriebsklima, Imageschäden.

      "Die Betroffenen führen ein breites Spektrum an Krankheitsbildern an, die von ihnen auf das Mobbing zurückgeführt werden: Angefangen von typischen Stresssymptomen wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Migräneanfällen über Atemnot, Lähmungserscheinungen und Neurodermitis bis hin zu schwer-wiegenden – chronisch verlaufenden – Krankheiten, wie beispielsweise Depressionen, Erkrankungen im Magen- und Darmbereich sowie Herz-/Kreis-lauf- und Krebserkrankungen." (Mobbing-Report, S. 79)

    • Bewältigungsstrategien

      • Betroffene: Frühzeitige Gegenwehr, Dokumentation der Mobbinghandlungen, Suche nach Unterstützung (z.B. Betriebsrat, Selbsthilfegruppe, Psychotherapie).
      • Organisation: Klare Regelungen und Sanktionen, Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Schulung von Führungskräften, Konfliktmanagement, psychische Gefährdungsbeurteilung.

      "Der Schutz der betroffenen Person hat Vorrang vor der Durchsetzung des Rechts." (Burfeind, S. 54)

    • Rechtliche Aspekte

      Mobbing ist in Deutschland nicht direkt als Straftatbestand definiert. Bei der rechtlichen Bewertung gilt die Gesamtschau auf das Geschehen.

      Einzelne Mobbinghandlungen können jedoch strafrechtlich relevant sein (z.B. Beleidigung, Körperverletzung, Nötigung).

      Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern und müssen Maßnahmen zum Schutz vor Mobbing ergreifen.

      "Mobbing ist das systematische Anfeinden, Schikanieren oder Diskriminieren von Arbeitnehmern untereinander oder durch Vorgesetzte." (BAG Beschl. v. 15.01.1997, Az.: 7 ABR 14/96)

    • Präventionsmaßnahmen

      • Betriebs- und Dienstvereinbarungen zum Umgang mit Konflikten und Mobbing.
      • Einrichtung von Anlaufstellen für Betroffene (z.B. Konfliktlotsen, Mobbingbeauftragte).
      • Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen für Führungskräfte und Mitarbeiter.
      • Förderung einer offenen und respektvollen Unternehmenskultur.

      "Mobbingprävention beginnt bereits da, wo unangemessenes Sozial- und Kommunikationsverhalten stattfindet aber nicht thematisiert oder sanktioniert wird." (Burfeind, S. 57)

    • Empfehlungen

      • Unternehmen sollten Mobbing ernst nehmen und präventive Maßnahmen ergreifen.
      • Führungskräfte sollten für das Thema sensibilisiert und im Umgang mit Konflikten geschult werden.
      • Betroffene sollten sich frühzeitig Hilfe suchen und die Mobbinghandlungen dokumentieren.

      Es ist wichtig, eine offene und respektvolle Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der Konflikte konstruktiv gelöst werden können.


    FAQ für Führungskräfte zum Umgang mit Mobbing am Arbeitsplatz

    • Was ist Mobbing?

      Mobbing ist ein Prozess, in dem eine Person systematisch, häufig und über einen längeren Zeitraum von einem Menschen oder einer Gruppe von Menschen schikaniert, drangsaliert, benachteiligt oder ausgegrenzt wird und es so zu einem Machtungleichgewicht kommt oder ein solches verstärkt wird. Mobbinghandlungen sind so vielfältig, wie es Schikane, Drangsalierung, Benachteiligung und Ausgrenzung hergeben.

    • Worin unterscheidet sich Mobbing von einem Konflikt?

      Mobbing ist eine spezifische und sehr massive Eskalation eines Konflikts. Konflikte haben bis zum Schluss mehr oder weniger mit einem Machtgleichgewicht beider Parteien zu tun. Beim Mobbing hingegen ist eine Partei in eine unterlegene Position gebracht. Mobbing beginnt als Konflikt und geht über in eine sehr eigene Form misslingender sozialer Interaktion.

    • Welche Ursachen hat Mobbing?

      Mobbing ist ein systemisches Geschehen. Arbeitsbedingungen, Unternehmenskultur, Führungskultur und Persönlichkeitsmerkmale der Verursachenden und Zielpersonen – sowie der Zuschauenden – tragen dazu bei, dass Mobbing entstehen und eskalieren kann.

    • Welche Folgen hat Mobbing?

      Mobbing hat negative Auswirkungen auf die Arbeits- und Leistungsfähigkeit der Betroffenen. In der Regel kommt es zu psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Auch das Familien- und Privatleben können beeinträchtigt werden. Für Unternehmen entstehen durch Mobbing hohe Kosten, z.B. durch Produktionsausfall, Fehlzeiten und Fluktuation.

    • Wie kann ich Mobbing erkennen?

      Achten Sie auf Veränderungen im Arbeits- und Sozialverhalten Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie

      • Leistungsabfall
      • Häufige kurze Ausfallzeiten
      • Sozialer Rückzug


      Sprechen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, wenn Sie solche Veränderungen bemerken.

    • Was kann ich tun, wenn mir eine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Mobbing berichtet?

      • Nehmen Sie die Betroffenen ernst.
      • Hören Sie sich die Geschichte unvoreingenommen an.
      • Fragen Sie nach, was die Betroffene Person bereits unternommen hat.
      • Suchen Sie gemeinsam nach Maßnahmen.
      • Sichern Sie dem Betroffenen Ihre Unterstützung zu.
      • Erbitten Sie sich Bedenkzeit, um die Gesamtsituation noch einmal zu analysieren.
      • Holen Sie sich ggf. Unterstützung von internen oder externen Expertinnen oder Experten.

    • Gibt es Persönlichkeitsmerkmale, die das Risiko, von Mobbing betroffen zu sein, erhöhen können?

      Es gibt zwar keine gesicherte „Opfer-Typologie“, die festlegen könnte, wer von Mobbing betroffen sein wird. Dennoch gibt es Hinweise auf Persönlichkeitsmerkmale und soziale Interaktionsmuster, die das Risiko, gemobbt zu werden, erhöhen können:

      • Geringes Selbstwertgefühl: Menschen mit einem eher geringen Selbstwertgefühl sind oft unsicher und haben Zweifel an ihren Fähigkeiten. Sie strahlen dies auch nach außen aus, was sie zu einem Ziel für Mobbing machen kann.
      • Emotionale Labilität (sog. Neurotizismus): Emotional labile Menschen reagieren oft ängstlich und empfindlich auf Kritik. Sie sind schneller verunsichert und können sich schlechter gegen Angriffe wehren.
      • Hohe Ablehnungssensibilität: Menschen mit hoher Ablehnungssensibilität nehmen Kritik und Zurückweisung besonders stark wahr. Sie fühlen sich schneller angegriffen und verletzt.
      • Erhöhtes Misstrauen: Misstrauische Menschen neigen dazu, anderen negative Absichten zu unterstellen. Sie können durch ihr Verhalten Konflikte provozieren und sich selbst isolieren.
      • Gering ausgeprägte soziale Kompetenz: Menschen mit geringerer sozialer Kompetenz haben oft Schwierigkeiten, soziale Situationen richtig einzuschätzen, sich in Gruppen zu integrieren und Beziehungen aufzubauen. Sie können durch ihr Verhalten andere irritieren und ungewollt Angriffsfläche bieten.
      • Soziale Anpassungsprobleme: Menschen mit sozialen Anpassungsproblemen verhalten sich oft unangepasst und unflexibel. Sie können durch ihr Verhalten anecken und Konflikte auslösen.
      • Gering ausgeprägte Problemlösungsfähigkeiten: Menschen mit gering ausgeprägten Problemlösungsfähigkeiten sind oft hilflos und resignieren schnell, wenn sie mit Schwierigkeiten konfrontiert werden. Sie können dadurch für Mobber zu einem leichten Ziel werden.
      • Hohe Verausgabungsbereitschaft und geringe Distanzierungsfähigkeit: Menschen, die sich stark in die Arbeit verausgaben und Schwierigkeiten haben, nach der Arbeit abzuschalten, sind anfälliger für Kritik an ihrer Arbeitsleistung und anfälliger für Stress und Burnout.
      • Äußere Merkmale, die von der Norm abweichen, können das Risiko erhöhen, gemobbt zu werden, zusätzlich erhöhen. Dazu zählen Faktoren wie z.B. eine Behinderung, Übergewicht, auffällige Kleidung oder eine ungewöhnliche Körperhaltung.

      Es ist wichtig zu betonen, dass diese Persönlichkeitsmerkmale keine Entschuldigung für Mobbing darstellen. Mobbing ist immer ein inakzeptables Verhalten, das schwerwiegende Folgen für die Betroffenen hat. Dennoch kann das Wissen um diese Risikofaktoren helfen, Mobbing besser zu verstehen und präventive Maßnahmen zu entwickeln.

    • Welche Möglichkeiten der Mobbingprävention gibt es?

      • Reduktion psychischer Belastungen: Die beste Mobbingprävention ist die Reduktion psychischer Belastungen am Arbeitsplatz. Stress befördert Mobbing und Mobbing stresst. Zu den wichtigsten Belastungsfaktoren gehören eine hohe Arbeitsmenge, ungünstige Arbeitsbedingungen, unzureichende soziale Unterstützung und ein schlechtes Führungsverhalten. Um diese Belastungen zu reduzieren, sollten Unternehmen Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsorganisation, der Arbeitsbedingungen und des Führungsverhaltens ergreifen.
      • Frühzeitiges Thematisieren und Sanktionieren von unangemessenem Verhalten: Mobbingprävention beginnt bereits da, wo unangemessenes Sozial- und Kommunikationsverhalten stattfindet, aber nicht thematisiert oder sanktioniert wird. Führungskräfte sollten daher ein klares Zeichen setzen, dass Mobbing im Unternehmen nicht toleriert wird. Sie sollten Mitarbeiter auf unangemessenes Verhalten ansprechen und dieses gegebenenfalls sanktionieren. 
      • Betriebs- oder Dienstvereinbarungen zum Thema Mobbing: Betriebs- oder Dienstvereinbarungen zum Mobbing regeln den Umgang miteinander und im Konflikt- und Mobbingfall. Sie beschreiben das im Betrieb erwünschte Verhalten und regeln das Vorgehen im Konfliktfall.
      • Analyse der Arbeitssituation im Rahmen einer psychischen Gefährdungsbeurteilung

    • Wo finde ich weitere Informationen?

      • Mobbingberatungsstellen ( Hotline Bund)
      • Selbsthilfegruppen
      • Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten
      • Rechtsanwälte

    Mobbing ist ein ernstzunehmendes Problem mit schwerwiegenden Folgen für Menschen und Unternehmen. Als Führungskraft haben Sie eine Verantwortung, Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen und ein Arbeitsklima zu schaffen, in dem Mobbing keinen Platz hat.

    Die hier zur Verfügung gestellten Unterlagen sind keine Rechtsberatung und ersetzen keine Rechtsberatung im Sinne des Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG).

    Über mich

    Burfeind | Beratung berät Sie zu allen Aspekten eines psychischen betrieblichen Gesundheitsmanagements, Ihrer Führungskräfteentwicklung und unterstützt Sie bei der Organisationsentwicklung.

    Ich führe psychische Gefährdungsbeurteilungen durch, biete Inhouse-Schulungen für Führungskräfte, Beschäftigte und betriebliche Akteure und berate Führungskräfte in schwierigen Führungssituationen.

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